Mac mini (Late 2014) – Keksdose zum abgewöhnen…

Der Mac mini hatte schon immer eine besondere Rolle in Apples Sortiment. Die kleine Keksdose war anfangs als „Einsteiger“-Mac konzipiert, der Switcher von Windows zum Mac locken sollte, was zuvor häufig am hohen Einstiegspreis in die Mac-Welt scheiterte. Der PowerMac lag preislich, wenn man nur mal rein schnuppern wollte, jenseits von Gut und Böse; auch wenn das Verhältnis von Preis zur Leistung natürlich stimmte. Der iMac war für die Zielgruppe, die eigentlich schon Tastatur, Bildschirm und Maus besaß, auch eine Kategorie zu teuer, da man all dies dort mitgeliefert bekam und auch mitbezahlen musste. Die Rolle als Einstiegsdroge behielt der mini zwar immer bei, aber mit der Zeit sah man auch bei Apple, dass dieser Rechner zu mehr taugte und brachte zum Beispiel auch eine Server-Version auf den Markt. Bis letzte Woche war der Mac mini dann auch der letzte Desktop-Mac, an dem man vieles noch relativ problemlos selber tauschen und aufrüsten konnte. Der einzige große Haken: Das Gerät wurde seit 2012 nicht mehr aktualisiert und basierte so noch auf der Ivy Bridgy-Plattform von Intel. Dies hat sich nun am letzten Donnerstag auf dem Presse-Event mit dem neuen Mac mini (Late 2014) geändert.

Viele hatten den Mac mini schon tot gesagt, da eben seit über zwei Jahren keine Aktualisierung mehr auf den Markt kam. Wenn man aber den Mac mini (Late 2014) betrachtet, muss man auch feststellen, dass ein wirkliches Bekenntnis zu diesem Modell anders aussieht. Ich will mal mit dem Positiven am neuen Mac mini anfangen: Die beiden kleinen Modelle sind tatsächlich ca. 100€ günstiger geworden und die integrierte Grafik ist mit der Intel HD5000 (im kleinen Modell) bzw. der Intel Iris (in den beiden großen Modellen) besser geworden. Dafür darf man allerdings einige Kröten schlucken…

Die Prozessoren

Es beginnt mit den neuen Prozessoren. Apple hat sich hier wieder für Notebook-Prozessoren entschieden, die nun aus der aktuellen Haswell-Architektur stammen. Das Basismodell kommt hier aber mit einem Basistakt von nur 1.4 GHz daher und hat zwei Kerne. Das ist zwar auf den ersten Blick deutlich weniger als beim alten Mac mini von 2012, der seine beiden Kerne mit einem Basistakt von 2.5 GHz betreibt, aber da beide CPUs bei Bedarf hochtakten können (Late 2012 bis zu 3.1 GHz, Late 2014 bis zu 2.7 GHz), fällt der Unterschied in Geekbench bei der Messung der Einkern-Leistung gering aus und hier liegt das neue 2014er-Modell sogar minimal vorne. Aber schon bei der Mehrkern-Leistung sieht das wieder anders aus. Hier hat der 2012er dann schon knapp die Nase vorne.

Bei den beiden großen Modellen sieht der Vergleich dann schon ganz anders aus. Hier boten die 2012er-Modelle noch einen Core i7 mit 2.3 GHz Basistakt auf und diese konnten bei Bedarf bis auf 3.3 GHz beschleunigen. Optional konnte man sich bei Apple auch einen 2.6 GHz-Chip ordern, der sogar bis zu 3.6 GHz erreichen konnte. Die neuen 2014er-Minis kommen hier auf 2.6 GHz bzw. 2.8 GHz Basistakt und können auf bis zu 3.1 GHz bzw. 3.3 GHz aufdrehen. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Modellen liegt hier aber bei der Zahl der Rechenkerne: Während die beiden größeren Mac mini von 2012 noch vier Kerne mitbrachten, gibt es beim Mac mini von 2014 nur noch zwei Kerne – also nur halb soviele. So verwundert auch das Geekbench-Ergebnis kaum: Während die 2014er dank leicht besserer Grafik, modernerer CPU-Architektur und leicht höherem Basistakt im Einkern-Betrieb noch minimal im Vorteil liegen, fallen sie im Mehrkern-Betrieb deutlich zurück. Sprich bei Aufgaben, die sich gut auf mehrere Kerne verteilen lassen oder beim Einsatz von mehreren Programmen, liegt der immerhin über zwei Jahre alte Mac mini deutlich vorne und ist flotter. Leider lässt sich das auch nicht durch eine CTO-Option ändern.

In der Netzgemeinde wird gemunkelt, dass der Grund dafür darin liegt, dass die Sockel von Dual- und Quad-Core-Prozessoren bei den Haswell-Prozessoren nicht kompatibel sind und Apple sich so beim Mac mini ein zweites Logicboard-Design für ein Quad-Core-Modell sparen wollte. Und in der Tat ist auf die schnelle kein Quad-Core-Haswell zu finden, der mit den gleichen Anschlüssen, wie die aktuell verwendeten Dual-Cores ausgestattet wäre. Ich finde, dass Apple hier ganz klar an der falschen Stelle gesprart hat, aber leider bleibt die geringere Leistung nicht der einzige Haken, den der neue Mac mini mitbringt.

Sonstige Ausstattung, Wartbarkeit und Aufrüstung

Ansonsten birgt die Ausstattung der neuen Modelle keinen großen Überraschungen. Neu an Bord sind bei allen Modellen zwei Thunderbolt 2-Anschlüsse und WLAN nach IEEE802.11ac, dafür gibt es keinen FireWire 800-Anschluss mehr. Das Server-Modell ist leider entfallen, dafür gibt es im grössten Modell nun statt einer einfachen Festplatte ein Fusion-Drive mit 1 TB. Ein Modell mit zwei Festplatten ist nicht mehr vorgesehen, der zweite interne SATA-Anschluss wurde eingespart. Beim Arbeitsspeicher bieten die beiden grösseren Modelle nun mit 8 GB immerhin doppelt soviel Speicher, wenn man mit dem 2012er Mini vergleicht. Dafür gibt es beim Arbeitsspeicher einen neuen ganz massiven Haken: Er ist nachträglich nicht mehr aufrüstbar!

Wie in der Einleitung erwähnt, war der Mac mini bisher der mit am besten wartbare und aufrüstbare Desktop-Mac im Sortiment. Generell scheint Apple der Gedanke, dass die Kundschaft an ihrem immerhin teuer gekauftem Eigentum selber herumschraubt, ja schon seit Jahren schlaflose Nächte zu bereiten. Dies sieht man an verklebten Akkus im MacBook Pro, exotischen Pentalobe-Schrauben am iPhone oder auch an verklebten iMac-Scheiben. Der Zugang zum Gerät wurde hier zunehmend für den Bastler schwieriger. Der Mac mini war noch eine der wenigen Ausnahmen, auch wenn durch den kleinen Formfaktor schon ein wenig Fingerfertigkeit erforderlich war, war hier nichts verklebt und es wurden relativ handelsübliche Schrauben verwendet, so dass passendes Werkzeug kein Problem war. Der Zugang zum RAM war durch die leicht abnehmbare Platte im Boden ein Kinderspiel.

Mit dem neuen Mac mini hat sich hier leider einiges geändert. Auch hier die gute Nachricht zum Beginn: Weiterhin sind alle Bauteile relativ gut zugänglich und nichts ist verklebt, wie bei anderen Baureihen inzwischen leider üblich. Das war es dann auch auf der Haben-Seite. Es beginnt mit dem Arbeitsspeicher: Dieser ist beim neuen Modell verlötet und somit wie oben schon erwähnt nicht mehr aufrüstbar! Man muss sich also schon beim Kauf sehr genau überlegen, wie viel Arbeitsspeicher der neue Rechner mitbringen soll. Die Festplatte ist zwar weiter austauschbar, aber auch hier hat Apple eine neue künstliche Hürde errichtet. Hat man den Decker im Boden demontiert, blickt man nicht mehr wie noch beim alten Modell auf die Platine mit den RAM-Steckplätzen, sondern auf eine Metallplatte. Diese ist mit Schrauben gesichert, allerdings setzt Apple hier auf relativ unübliche Schrauben. Nach Torx und Pentalobe kommt hier nun eine spezielle Sicherheits-Torx-Version zum Einsatz. Für den versierten Bastler sicher kein unlösbares Problem, aber häufig dürfte der passende Schraubendreher nicht vorhanden sein.

Fazit

Fast alles, was den Mac mini bisher ausgemacht hat und ihn auch für andere Zielgruppen als Einsteiger interessant machte, bringt der neue Mac mini nicht mehr mit. Wartbarkeit und Aufrüstbarkeit sind praktisch gestrichen, die Rechenleistung ist abseits des Basis-Modells sogar gesunken. In der Summe ist der neue Mac mini also ein Gerät um sich diese Baureihe abzugewöhnen. Für Einsteiger, die mal in die Mac-Plattform rein schnuppern wollen, ist das Basismodell – nicht zuletzt durch den gesunkenen Preis – sicher noch attraktiv, aber gerade die grösseren Modelle sind verglichen mit dem zwei Jahre alten Mac mini (Late 2012) absolut keine Empfehlung. Schade um die kleine sympathische Keksdose.

Hintergrund
Macerkopf.de: Mac Mini 2014: Multi-Core-Leistung sinkt im Vergleich zum Vorgänger
ifixit.com: Mac Mini Late 2014 Teardown